9/09/2010

Wertvoll mit inhaltlichen Schwächen ~~"Die Mädchen des Pfarrers"

Die Mädchen des Pfarrers
Die Mädchen des Pfarrers

Heidi Schmideder
Frauenoffensive
Sales Rank: 933240

 

 Wertvoll mit inhaltlichen Schwächen2002-04-14
Die Medien streifen im Rahmen ihrer breiten Aufmerksamkeit für einzelne grausame oder bizarre Sexualstraftaten eine Thematik nur oberflächlich, die im täglichen Leben dann vergleichsweise so unspektakulär und banal daherkommt, daß Menschen dafür manchmal nur ein unzureichendes Problem- oder Unrechtsbewußtsein entwickeln.
Unter einem ungewöhnlichen Blickwinkel führt H. Schmideder den Leser heran: Über die Chronik einer Aufdeckung von Übergriffen des örtlichen Pastors – davon und was der Autorin dabei alles widerfahren ist, handelt das bereits in der „Süddeutschen“ vorgestellte Buch.
Für den Leser wird ein detailreiches und „lebendiges“ Täterpsychogramm gezeichnet, wie es Fachbücher kaum vermitteln können sondern eben nur jemand, der den Täter gut kannte. Begehungs- und Abwehrkonzepte des Täters und seiner personalen Umwelt sind ebenso anschaulich wie klischeelos dargestellt.
Von diesem Buch dürften Leser sehr profitieren, die als psychologische Laien mit solchen und ähnlichen Tätern in Berührung kommen oder mit deren bis in den Strafvollzug hinein aufrecht erhaltenen Verteidigungs- und Rehabilitationsstrategien konfrontiert werden können, wie z. B. Polizeibeamte, Vollzugsbeamte, oder Engagierte in der Jugendarbeit, im Opferschutz aber auch in der ehrenamtlichen Gefangenenbetreuung.

Den sehr guten Gesamteindruck mindert auch nicht wesentlich, daß in den weiterführenden Kapiteln Einzelnes nur mittelprächtig gelungen ist. Daß die Autorin ihre eigene Geschichte als Opfer in Beziehung zu den geschilderten Geschehnissen stellt, finde ich dabei noch ganz o. k. Die Schilderung ihrer Beziehungen zu verflossenen Partnern – die alle, nur nicht sie selbst! irgendwelche Defizite hatten - will IMHO doch nicht so ganz zur Thematik passen, wirkt teils exhibitionistisch und stellenweise recht selbstgerecht. Zitat: „Ich ging in eine Disco, riss einen (Mann) auf und landete mit ihm im Bett. Aber ich empfand dabei nichts. (......) Schon vom dritten Kerl hatte ich mich benutzen lassen.“ (Sic!!!)
Aspekte über das Tatopfer im Strafprozess, seine Einwirkungsmöglichkeiten und seine Rechte wären dem Anliegen des Buches sicher dienlicher gewesen, gegebenenfalls im Rahmen eines Gast – Aufsatzes von einem Opferanwalt/ Anwältin. Besser jedenfalls, als Opfer erneut zu „ge- brauchen“, um das eigene ideologische Süppchen mit ihnen zu kochen. Vielleicht in einer Neuauflage?

Reviewed By AI32COECY06YD

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